Coverdesign für Gunter Dueck und den Polarise Verlag

VERHüLLUNG FüR DIE EUPHONOMICON ENTHüLLUNGEN …

Es gibt Bücher, die lassen wir manchmal gerne zu. Einfach, weil uns die Cover-Gestaltung so gut gefällt. 2021 hatten wir selbst die große Ehre, die Umschläge für zwei Neuerscheinungen des Polarise Verlags zu gestalten und dabei kamen gleich mehrere Dinge zusammen. 

 Wir taten es… 

  • zum ersten Mal (also ein Buchcover-Design), 
  • in Freundschaft zu Gunter Dueck, 
  • mit großer Freude, da wir zu den Ersten gehörten, die die Bücher schon vor Veröffentlichung lesen durften, 
  • darum manchmal mit roten, müden Augen (dazu später mehr) und 
  • nicht zuletzt für den – auch für uns – mysteriös gebliebenen indischen Autor und Guru Praani Sangh. 

In beiden Fällen lohnt sich das Betrachten und natürlich auch Aufschlagen – und das nicht nur für Fans von H.P. Lovecraft, grünen Drogen und Liebhaber homöopathischer Katastrophen. 

Cthulhu-Tentakel

Schwungvolle und den Buchdeckel übergreifende Reminiszenz an den Mythos des Cthulhu. Kenner des Werks von H.P. Lovecraft wissen Bescheid und verneigen sich. Jetzt!
Farbgestaltung
Noch nie Koksa probiert? Gut so, es macht stark süchtig und deshalb haben wir die Farbmischung „Koksagrün“ als dominante Hintergrundfarbe gewählt – mit Neurobiologie kennen wir uns ja schließlich aus und die Verkaufszahlen sprechen für sich.
Font
Mit einer meisterhaft mikrotypografisch-manuellen Weiterentwicklung des Fonts „Zachar“ ging es uns schlicht um zwei Dinge. Erstens: Spannung durch Horror-Ästhetik (und das innerhalb der Popkultur wenigstens einmal stilvoll umgesetzt). Zweitens: Wir wollten den disruptiven Charakter des Romans im Font aufgreifen und dem Ganzen durch bewusste Störungen und Manipulationen einen „tanzenden” und vignettenartigen Stil verpassen.

 „Die Euphonomicon Enthüllungen“ und „Homöophorie: Totemtierblut-Coaching“ – was in aller Welt ist das? 

Die kurze Antwort: zwei lesenswerte, längst überfällige Bücher! 

 

Die Euphonomicon Enthüllungen“ von Gunter Dueck: Ein Homöopathie-Weltuntergangskrimi. Ein Buch, das auf mehreren Ebenen konzipiert ist: als Krimi; als Aufdeckung, wie und warum alle „homöopathischen” Wassertheorien funktionieren; als Erkenntnis, dass Lovecrafts Visionen aus dem „Necronomicon” zutreffen, garniert mit einem Schuss Mystik und Theologie: ein Sci-Fi-Fantasy-Sachbuch-Krimi. 

 

Homöophorie: Totemtierblut-Coaching“ von Praani Sangh: Die revolutionäre neue Lehre, wie sich die starken Heilwirkungen der Homöopathie, der Bachblüten und der Schüßler-Salze durch morphische Resonanz erklären lassen und wie man durch Tierblut-Globuli gesunde Menschen zu erfolgreichen Persönlichkeiten erwachsen lässt. 

 

Diese beiden Werke haben eine geheimnisvolle und bedrohliche Verbindung. Ihr Thema ist brandaktuell und aufklärungswürdig – und so war es ein Anliegen des Polarise Verlags, die Cover-Gestaltung beider Bücher in unsere sensiblen und trotzdem mutigen Hände zu geben. Als Fans von Gunter Dueck ließen wir uns nicht zweimal bitten. Schließlich verbindet uns eine gemeinsame Liebe zu Horror, Endzeit, Sci-Fi und Ratgeber-Literatur. Na ja, und nicht zuletzt auch unser kritischer Blick auf Wirtschaft, Cargo-Kulte und die Hoffnung auf eine bessere Welt …

Blutiger Fingerabdruck

Es geht um Totemtierblut-Coaching. Das Werk wurde in der Szene schamlos herumgereicht und wir sind froh, dass es nur ein blutiger Fingerabdruck ist, der seinen Weg auf das Cover gefunden hat.

Was ist unser Anspruch für eine gelungene Buchcover-Gestaltung?

Wir gingen in beiden Fällen mit dem gleichen Ansatz ans Werk. Wir wollten den Büchern ein Gesicht geben. Beide Cover sollten eine Geschichte erzählen, geheimnisvolle Inhaltsbezüge herstellen und den Leserinnen und Lesern zurufen: „Zieh mich aus dem Regal, in mir ist was für dich drin“ oder „Beweg mich, ich enthalte mehr, als du siehst!“ Nur wenn uns das gelänge, so unser anfängliches banges Hoffen, würden wir zwei Cover gestalten, die die Werke der Autoren kongenial würdigen und die Bücher als Ganzes inszenieren. Und mit Verlaub: Es ist uns gelungen!

 

Achtung: Lesen gehört zum Handwerk!

Und das geht an die eigene Zunft: Um einen wirklich wertvollen gestalterischen Beitrag zu einem Buch zu entwickeln, muss man es tatsächlich auch von vorne bis hinten lesen. Nicht so: I bims, der Durchblätterbär, tut so vong 1 krasser bibliothekness her. Und die Wahrheit hat sogar noch einen zweiten bitter-schockierenden Beigeschmack: Wenn du zwei Büchers gestalten darfst, musst du sogar zwei Büchers lesen. Isso.

Wie sorgt man schon beim Cover-Design für Identifikation bei der Leserschaft?

So wie die beiden Werke sind auch die jeweiligen Cover detailverliebt und trotzdem geheimnisvoll, folgen in konsequenter Weise dem inhaltlichen Klischee-Mix und sind gespickt mit liebevoll ironischen Genre-Reminiszenzen. Und bei aller verspielten Einfachheit visualisieren sie aber dennoch die Komplexität der Bücher. Das war in der Tat eine anspruchsvolle Gratwanderung, aber auch eine Sache des richtigen, kreativen Entwicklungsprozesses.

 

Welche Rolle spielen Empathie und Intuition im Entwicklungsprozess?

Im Fall der „Euphonomicon Enthüllungen“ waren wir schon bei den ersten Text-Versionen des Romans involviert und konnten bezüglich der Cover- Gestaltung schon früh in einen gemeinsamen Prozess mit dem Verlag und dem Autor starten. Zuerst beantworteten wir die kreative Grundfrage „Brechen oder Folgen?“ ausdrücklich mit „Folgen!“ und dann wurde wie verrückt illustriert, entworfen und diskutiert. Es ging uns um einen richtigen Prozess mit dem Ergebnis einer empathischen und intuitiven Lösung, die sowohl das Verständnis des Autors transportiert als auch das der Leserinnen und Leser antizipiert. Also fast so wie bei unserem Tagwerk der Markenarbeit – und trotzdem ganz anders.

Wie werden Bücher und ihre Cover Teil des Markenversprechens eines Verlags?

Mit der Detailverliebtheit und den gewagten Reminiszenzen wollten wir nicht nur den einzigartigen fiktionalen Kosmos der Bücher feiern, sondern auch das inoffizielle Versprechen des Polarise Verlags transportieren. Nämlich: „Wir sind mutig, spannend und zu Überraschungen bereit.“

Und das bestätigen wir aus unserer Erfahrung in der Zusammenarbeit gerne. Es ging dem Verlag, aber natürlich auch den Autoren, immer um die Sache. Das heißt, um ein konsequentes Storytelling und um ein gemeinsames Wertverständnis hinsichtlich Visualisierung und Inszenierung. Erlebt haben wir ehrliche und konstruktive Feedbackgeber, die mit eleganter Zurückhaltung die Entwicklung der Cover zu einzigartigen kleinen Werken mitgetragen haben. Danke Polarise, Danke Gunter, Danke unbekannter Praani!

Und weil Buchcover-Gestaltung nun eine unserer neuen Lieben ist, ist das nächste schon in Arbeit – und es wird natürlich wieder blutig. Versprochen.

Tierillustrationen

Inspiriert durch einen stundenlangen Besuch im Antiquariat. Im Genre muss das so ungeniert hemdsärmelig sein oder du wirst nicht gelesen.

Ein Logo als Anagram?

Aus Polarise wird ESOPARIL Eine ironische Neuinterpretation des eigentlichen Verlags-Markenzeichen? Darf man das? Ja, man darf, solange es in den Medienmix passt und die Story gut erzählt. In Wort und Bild. Denn merke: Auch das Logo folgt den heiligen Regeln eines konsequenten Storytellings.

Farbgestaltung

Den I-Punkt auf das konsequent gelungene Storytelling setzte Gunter Dueck selbst. Für Widmungen und Buchautogramme verwendet er natürlich spezielle Tinte in Koksagrün. Da hätten wir selbst nicht besser draufkommen können.

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